Jahreskonzert 2025 – Liederkranz Kornwestheim verzaubert mit Hits aus „Oper-ette und Musical“
Mit einem wiederum beeindruckenden musikalischen Konzept wartete der Kornwestheimer Liederkranz („Hier singt Mann“) bei seinem diesjährigen Jahreskonzert im vollbesetzten „K“ auf. Im Zentrum des Programms: Die „Oper“ – mit ihren jüngeren Schwestern „Operette“ und „Musical“. In einem ersten Chorblock präsentierten die 31 Sänger des Chores berühmte Chorsätze aus bekannten Opern: Mit „O Isis und Osiris“ zelebrierte der den Abend auswendig dirigierende künstlerische Leiter Enrico Trummer die weihevolle Atmosphäre des Sonnentempels aus Mozarts Zauberflöte: In fein abgestufter Dynamik und mit klarer Artikulation präsentierten sich die Sänger unter Trummers präzisem Dirigat hellwach und klangschön. Kontrastreich dann Webers berühmter „Jägerchor“ aus dem „Freischütz“: Hier erfreute das bestens präparierte Ensemble besonders durch lockere und unverkrampfte Tongebung, die mit manch schönen dynamischen Einfällen erfreute. Wagners sehr anspruchsvoller „Matrosenchor“ aus dem „Fliegenden Holländer“ überzeugte mit gestochen scharfen Einsätzen, echtem „Opern-Verve“ und glanzvollen Spitzentönen der Tenorgruppe. Andere Akzente setzte dann Verdis berühmter „Gefangenen-Chor“ aus „Nabucco“ in einer schönen Bearbeitung für Männerchor: Von Michaela Hartmann-Trummer glänzend und stimmungsvoll am Klavier eingeleitet, gelang es den Sängern, dieser heimlichen National-Hymne Italiens mit großer „Italianità“ und der richtigen Mischung aus Wehmut und Freiheits-Hoffnung einen Hauch von „Arena di Verona“ in das Kornwestheimer „K“ zu zaubern. Temperamentvoll und mitreißend dann das Finale des Opern-Blocks: Mit dem „Trinklied“ aus dem 1. Akt von Verdis „La Traviata“ in einem sehr anspruchsvollen Satz für Männerchor versprühten die Sänger dann die ausgelassene Champagner-Stimmung des liebestrunkenen „Alfredo“ mit tenoralem Schmelz und nicht nachlassender Energie. Mit begeistertem Applaus wurden die Sänger nach diesem beeindruckenden Auftakt von der Bühne (vorerst) verabschiedet.
Mit 3 Ausschnitten aus den Musicals „Fame“, „Chicago“, „König der Löwen“ und „42nd Street“ ließen die Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule Biedermann mit fantasievollen Choreographien und Kostümen diese Ausschnitte zum echten „Augenschmaus“ werden. Einzig die etwas zu hohe Lautstärke der Musik aus den Lautsprechern war für manch empfindliche Ohren nicht immer angenehm.
Am Ende des 1. Teils dann wieder der Männerchor mit seinem Leiter Enrico Trummer: Die berühmte Walzersammlung „Ballsirenen“ aus Franz Léhars Operette „Die lustige Witwe“ entführte das Publikum direkt in die „tanzverrückten“ Ballsäle der Stadt Wien zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Erstaunlich, wie Trummer mit sicherer Hand die feinen, eleganten und oft raffinierten Schwünge und Tempomodifikationen dieser höchst anspruchsvollen Wiener Operettenmusik auf die Sänger übertragen konnte: Mit geradezu wienerischem Charme und großem Einfühlungsvermögen dirigierte Trummer diesen Zyklus – und seine Sänger folgten den zahlreichen Gestaltungs-Impulsen mit hoher Konzentration und beeindruckender Klangkultur. Ein von Walzerseligkeit beschwingtes Publikum geizte auch hier nicht mit begeistertem Applaus.
Den 2. Teil des Abends leitete der Projektchor der Schillerschule ein: Enrico Trummer hatte auch dieses Jahr wieder mit einem Chorprojekt die Begeisterung der 3.- und 4.-Klässler für den Chorgesang wecken können: Mit 3 Songs aus Peter Maffays Musical „Tabaluga“ (Drachenlied“, Strom der Zeit“ und „Bienensong“) erfreuten die Kinder nicht nur mit ihrem Gesang: Auch die Choreografien zu den Songs – vom Chorleiter entworfen und mitgetanzt – mit passender Body-Percussion und zahlreichen „Moves“, die die Texte der Songs begleiteten, ließen den Auftritt der 22 Kinder zu einem besonders umjubelten Höhepunkt des Abends werden. Die frei improvisierte und stilistisch passende Klavierbegleitung von Michaela Hartmann-Trummer trug ein Übriges zum großen Erfolg dieses Auftritts bei…
Dann noch einmal der Männerchor mit einem Medley der Operette „Maske in Blau“ von Fred Raymond. Die herrlichen Melodien dieser Operette wurden in all ihrer Ausdrucksvielfalt und mit starker Gestaltungskraft zum Klingen gebracht: Von der „Julischka“ über „In dir hab ich mein Glück gefunden“ bis zum „Rio Negro“, von „Frühling in Sanremo“ über „Schau einer schönen Frau“ bis zu „Sassa“ und „Ja, das Temperament“ und einiges mehr zauberte der Chor mit Temperament, Sentiment, Tango-Attitüde oder Walzerseligkeit ein breites Spektrum von Ausdrucks-Valeurs, das diese Musik zum Blühen brachte. Beeindruckend auch der Solist Jörg Aldag: Seinen zwischen die Chorsätze eingestreuten kurzen Arien verlieh er mit modulationsfähiger und wohlklingender Tenorstimme immer die richtige Prise „Operettenschmalz“, die diese Musik so einmalig und bezaubernd macht.
Noch einmal dann die Tanzgruppen: Wieder überzeugten die Tänzerinnen und Tänzer mit Ausschnitten aus den Musicals „Dreamgirls“, „Michael Jackson“, „Girls just wanna have fun“ und „The great Gatsby“. Herrlich glitzerten die Kostüme und die teils artistischen Choreografien. Und natürlich begeisterten auch einmal mehr die klackernden Stepp-Einlagen der virtuosen Stepptänzer.
Jetzt war auch Musical im Chor angesagt: mit dem frühen Musical „Oklahoma“ aus dem Jahre 1943 – damals noch „Musicalplay“ genannt und als eine Art „Volksoper“ gedacht – hatte sich Trummer den herrlichen Melodien von R. Rodgers & O. Hammerstein hingegeben: Mit sichtlichem Vergnügen und präziser Ausarbeitung erweckten die Sänger den ungeheuren Drive, die abwechslungsreichen Grooves und den einmaligen Charme dieser Musik auf der Bühne zum Leben. Die Titelmelodie „Oklahoma“ – später zur Nationalhymne des gleichnamigen Bundesstaates avanciert – erklang in herrlich erfrischendem Tempo mit tollen dynamischen Einfällen, bezaubernd dann das berühmte „Wundervoll ist dieser Morgen“ und schließlich das „Kutschenlied“ mit dem eingängigen „Pferde-Kutschen“-Trab in einem Satz von Chorleiter Trummer. Begeisterter Zwischen-Applaus brandete hier immer wieder auf.
Auch mit „Mary Poppins“ hatten sich die Sänger wieder einen Welthit aus der Musical-Literatur ausgewählt: Unvergängliche Melodien – wie etwa das Titellied „Chim-Chiminee“ des Kaminkehrers Bert oder „Mit ‘nem Löffelchen“ des unvergleichlichen Kindermädchens „Mary Poppins“ – wurden komödiantisch und mit Witz vorgetragen. Mit dem Klassiker „Supercalifragelistisch…“ setzten die Sänger ihrem Auftritt dann noch ein ganz besonderes Glanzlicht auf – virtuos und hinreißend gesungen.
Ovationen aus dem Publikum und zahlreiche „Zugaben-Rufe“ erzwangen noch einmal den Titelsong „Oklahoma“ als Zugabe bei diesem kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Abend.